Wo liegen die Unterschiede und die Bedeutung von Grob- und Feinplanung in der Fertigungsindustrie und welche Rolle spielen sie bei der Optimierung von Produktionsprozessen?
In der hochkomplexen Welt der Fertigung ist die Planung das grundlegende Fundament erfolgreicher Prozesse. Grobplanung und Feinplanung sind dabei zwei unverzichtbare Werkzeuge, die die Durchführung von Produktionsaufträgen steuern. Doch welche Unterschiede bestehen zwischen diesen beiden Planungsmechanismen, und wie können Fertigungsleiter sicherstellen, dass sie das Optimum aus ihren Ressourcen herausholen? Hier wollen wir uns mit diesem Thema ausführlicher auseinandersetzen.
Die Grobplanung in der Produktion
Die Grobplanung ist die erste Stufe des umfassenden Planungsprozesses in produzierenden Unternehmen. Sie konzentriert sich auf die Bestimmung von Produktionszeitpunkten, bei denen die Verfügbarkeit von Material und das Einhalten von Lieferterminen sichergestellt sind.
Die Grobplanung berücksichtigt Produktionsaufträge mit einem längeren Horizont, üblicherweise über mehrere Wochen bis hin zu Monaten. Hierbei werden in der Regel keine genauen Zuweisungen von Maschinen oder Mitarbeitern vorgenommen, vielmehr wird gegen angenommene unbegrenzte Kapazitäten im Fertigungsbereich geplant. Das bedeutet, es wird davon ausgegangen, dass jede Maschine und jede Ressource zu jeder Zeit zur Verfügung steht und dass kein Rückstand in der Produktion entsteht.
Solch eine grobe Planung dient als Ausblick, ermöglicht eine Art "Vorausschau" und erlaubt eine rechtzeitige Materialbeschaffung und die Planung von Lieferterminen. Diese Planungsstufe findet üblicherweise im Rahmen von Material Requirements Planning (MRP) im Enterprise-Resource-Planning-System (ERP) statt.
Die Feinplanung als taktische Umsetzung
Während die Grobplanung die Material- und Kapazitätsplanung vornimmt, tritt mit der Feinplanung die taktische Planung auf den Plan. Hier geht es darum, die Resultate der Grobplanung in die Wirklichkeit umzusetzen und dabei die tatsächliche Auslastung der Produktionsressourcen zu optimieren.
In dieser Phase wird nun für jeden geplanten Produktionsauftrag eine konkrete Zuordnung von Maschinen, Mitarbeitern und anderen Ressourcen vorgenommen. Die Aufträge bekommen eine detaillierte Bearbeitungsreihenfolge zugewiesen, wobei das Ziel ist, Wartezeiten zu minimieren und eine maximale Auslastung der Betriebsmittel sicherzustellen. Die Feinplanung koordiniert somit die Aktivitäten auf dem Shopfloor innerhalb eines festgelegten, kürzeren Zeitrahmens, typischerweise von wenigen Tagen bis zu einigen Wochen.
Im Gegensatz zur Grobplanung wird hierbei das Material als verfügbar angenommen, da durch die vorhergehende Grobplanung die Materialverfügbarkeit bereits berücksichtigt wurde. Diese Planung findet oft noch auf manueller Ebene statt, wobei eine Excel-Tabelle das gängigste Hilfsmittel darstellt. Allerdings sollte hier angemerkt werden, dass bei diesem Vorgehen viele Optimierungspotenziale unberücksichtigt bleiben und Kapazitätsreserven nicht optimal ausgeschöpft werden können.
Der optimierte Produktionsalltag
Ein Produktionsprozess, der die Grob- und Feinplanung miteinander verbindet, schafft die perfekte Grundlage, um Produktionseffizienzen zu steigern. Durch die übersichtliche und frühzeitige Grobplanung erhalten Unternehmen bereits sehr konkrete Anhaltspunkte, wie die langfristige Produktion im Hinblick auf Material und Auslastung aussieht.
Die Feinplanung hingegen setzt diesen im Shopfloor um, indem sie die Detailarbeit in der Zuteilung der Ressourcen und der Auftragsreihenfolge übernimmt. Sie optimiert somit die Produktionsabläufe und stellt sicher, dass Zeit und Kapazitäten so effizient wie möglich genutzt werden.
Es ist also von großer Wichtigkeit, dass Produktionsbetriebe den Übergang von der Grob- zur Feinplanung nicht nur als Pflichtübung, sondern als integralen Bestandteil eines harmonisierten und effizienten Produktionsprozesses betrachten. Insbesondere die Feinplanung bietet eine Vielzahl an Ansätzen, um Wartezeiten, unnötige Rüstvorgänge und andere Verschwendungen zu minimieren.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Aktuell sind viele Unternehmen in der Feinplanung noch auf manuelle Prozesse angewiesen, was die Feinjustierung und die Reaktionsgeschwindigkeit der Produktion auf kurzfristige Veränderungen im Markt oft einschränkt.
Daher schauen wir auf eine Zukunft der Produktion, in der intelligente Technologien und Algorithmen die Feinplanung unterstützen, automatisieren und optimieren. Durch den Einsatz von Advanced Planning Systems (APS) und deren Integration in die ERP-Systeme können Unternehmen Flexibilität und Agilität in ihre Produktionsprozesse bringen.
Der Weg zur Feinplanung der Zukunft bedeutet, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zu intensivieren, um dynamische Planungsprozesse zu ermöglichen. Es gilt, die Datenbasis und die Analysemöglichkeiten in der Produktion zu stärken, um die Feinplanung noch präziser zu machen und auf Echtzeitinformationen reagieren zu können.
In dieser digitalisierten und vernetzten Produktionslandschaft sollten Unternehmen die Grob- und Feinplanung nicht als isolierte Schritte betrachten, sondern als zwei ineinander verwobene Phasen, die Hand in Hand arbeiten. Eine ganzheitliche Sicht auf die Produktion ermöglicht es, Flexibilität im Detail zu wahren und gleichzeitig strategischen Weitblick zu behalten.
Insgesamt ist es also essenziell, den Fokus nicht nur auf die Feinplanung zu legen, sondern auch auf ihre intelligente Integration in den gesamten Planungsprozess. Nur so kann eine maximale Auslastung der Produktionsressourcen und somit eine Steigerung von Profitabilität erreicht werden.